Auf der großen Wiese tollt eine muntere Meute lebenslustiger Vierbeiner herum. Die Hunde haben richtig Spaß. Ein Anblick ansteckender Fröhlichkeit, den es ohne die Dr. Recker Tierschutz-Stiftung so nicht gäbe. Viele Tiere wären tot, einige würden ein ungeliebtes Dasein in irgendeinem Verschlag oder Heim fristen. Die Dr. Recker Tierschutz-Stiftung mit Sitz in Aachen (NRW), ist eine Stiftung zur Förderung des Tierschutzes und kümmert sich auf einem Gnadenhof um Tiere in Not.
„Ich habe nie einsehen können, dass Tiere, deren Herrchen oder Frauchen erkrankten, ins Altersheim mussten oder verstarben, zu einer Art Wanderpokal degradiert wurden und dann im schlimmsten Fall sogar eingeschläfert werden sollten“, sagt die Stiftungsgründerin Michaela Recker. Doch nicht nur im Krankheits- oder Todesfall des Menschen greift der Dr. Recker Tierschutz, auch Hunde aus den Tötungsstationen haben auf dem Gnadenhof ein neues oder vorübergehendes Zuhause gefunden.
Bewacht wird das Miteinander von Hunden, Katzen, Pferden, Hühnern und Schafen übrigens von einer Schar aufmerksamer Gänse, deren Leben ohne die Dr. Recker Tierschutz-Stiftung wohl im Bräter geendet wäre.
Wie hat alles angefangen?
Angefangen hat alles mit “Chico”, einem zwölf Jahre alten Mischlingshund. Sein Besitzer war an Leberkrebs erkrankt und konnte nirgendwo schnelle Hilfe für seinen Liebling finden. Ich habe Chico in unserer Tierpension aufgenommen und so konnte er bei uns noch viele schöne Jahre verbringen.
Jahrelang habe ich miterlebt, wie Tiere ihr geliebtes Zuhause verloren haben, weil der Besitzer beispielsweise durch Krankheit oder Pflegebedürftigkeit in ein Altenheim musste. Diese Tierhalter waren verzweifelt, da sie für ihren Liebling so schnell kein Zuhause finden konnten. Daraus entstand die Idee zu meiner Stiftung, die es jetzt seit Oktober 2013 gibt.
Was sind unsere Ziele und Aufgaben?
Wir bieten direkte Hilfe bei tierischen Notfällen. So nehmen wir verstoßene Tiere auf sowie kranke oder alte Tiere. Wir bieten aber auch Hilfe, wenn der Tierhalter durch Krankheit und/oder Pflegebedürftigkeit in ein Krankenhaus oder ein Altenheim kommt.
Für manche dieser Tiere sind wir Gnadenhof und bieten den Tieren ein Zuhause, für andere sind wir ein Übergangsheim und gewährleisten die Versorgung, bis zur Rückvermittlung oder Vermittlung in ein neues Zuhause.
Die Stiftungsgründerin
Michaela Recker ist Stiftungsgründerin und in einem Alter, in dem andere Menschen an den Ruhestand denken. Was treibt sie an, ihr Geld und ihre Arbeitskraft den Tieren zu widmen?
Wie alt ist die Dr. Recker Tierschutz-Stiftung?
Michaela: „Noch jung, jünger als ich.“ (lacht) „Nach gut 40 Jahren Arbeit im Tierschutz ermöglichte mir das Erbe meines Vaters vor zwei Jahren die Stiftungsgründung. Er war ein großer Tierfreund und hat in mir schon früh die Liebe zu Tieren geweckt. Ich denke, er wäre mit meinem Entschluss einverstanden.“
Für Dich ist Tierschutz auch Lebenshilfe für Menschen, oder?
Michaela Recker: „Ja, unbedingt. Nicht umsonst gibt es inzwischen ja professionelle Therapie mit Tieren in vielen Bereichen. Tiere erreichen uns Menschen auf einer ganz anderen Wellenlänge und kommen in Winkel unserer Seele, die wir sonst keinem öffnen. Es ist eine schöne und sehr spezielle Wechselbeziehung zwischen Mensch und Tier, wenn Mensch sich darauf einlässt.“
Trotzdem könntest Du Dein Geld verjubeln, Dauerurlaub machen…?
Michaela Recker: „Jetzt nicht mehr. (lacht) Die Stiftungsgelder sind auch für mich tabu, da komm ich nicht dran. Nein, es war eine ganz bewusste Entscheidung, die ich da gefällt habe, wobei der Auslöser schon fast Jahrzehnte zurückliegt. Ich kannte einen jungen Mann, dessen Hund schon mal bei mir in Pension war. Der Mann erkrankte unheilbar und zog sich mit seinem Hund auf sein Boot zurück, hatte aber zuvor mit mir geklärt, dass ich mich nach seinem Tod um den Hund kümmern würde. Ich bat ihn, mehrere schriftliche Anweisungen auf dem Boot und bei Freunden zu hinterlassen und so hat sich, als das Herrchen im Alter von nur 35 Jahren starb, ein Freund mit Hund ins Auto gesetzt und ist nonstop von der Provence zu mir gefahren. Der Hund hat noch Jahre gelebt, das Geld seines Herrchen reichte, glaub ich, nur noch für einige Monate. Natürlich bin ich dann für den Hund aufgekommen. Aber schon damals war die Idee da, Tieren, für die keiner mehr da ist, ein neues, dauerhaftes Zuhause zu geben und damit auch den betroffenen Menschen, die gehen müssen, ein Stück Hoffnung zu geben.“
Gut, aber Du tust Dir ja hier freiwillig jede Menge Arbeit an, unterstützt aktuell etwa 60 bis 70 Tiere aktiv und passiv.
Michaela Recker: „Ja, auf dem Gnadenhof. Außerdem stehe ich in Kontakt mit Tierschützern im In- und Ausland und helfe Tiere zu vermitteln, aber da gibt es auch die alte Dame, die wirklich so knapp ist, dass sie ihren Hund nicht mehr ernähren kann, der bringe ich Futter und kümmere mich bei ihrem kleinen Liebling um die tiermedizinische Versorgung. Gerade im Alter ist es wichtig, dass die Bezugstiere bei ihren Menschen bleiben können.“
Es gibt so viel Elend, gerade im Tierschutz. Wie motivierst Du Dich immer wieder aufs Neue?
Michaela Recker: „Leben muss Sinn machen, für mich ist es wie ein Fluss, eine Kette, in der jedes Glied einen festen Platz hat. Mein Platz ist hier, mein Job ist der, etwas von Wert an die weiterzureichen, die nach mir kommen, für einen Funken Hoffnung zu sorgen, der noch da ist, wenn ich nicht mehr bin. Ich hatte und habe ein sehr spannendes und schönes Leben – immer von Tieren begleitet. Das macht stark.“
Gelände
Menschen, die sich gerne in der Natur beschäftigen, können bei uns jederzeit gerne Hand anlegen, denn es gibt immer etwas zu reparieren, zu pflegen und zu pflanzen, da wir ein ca. 30.000 m² großes Gelände zu versorgen haben.